Auch die Spiritualität von Kloster und See und die herzliche Aufnahme durch die Laacher Benediktiner beeindruckten den buddhistischen Mönch.
Für Haemin Sunim gibt es zwei Möglichkeiten zu leben: da ist das „aktive Leben“ des modernen Menschen und da ist der „Seins-Modus“. Das aktive Leben, so Sunim, richte sich auf ein Ziel in der Zukunft: „Nur wenn wir das Ziel erreichen, können wir uns entspannen.“ Der Haken an der Sache ist, dass wir nach Erfüllung des ersten Ziels gleich wieder ein neues Ziel suchen und so „immer im Aktivitätsmodus beschäftigt sind.“ Im „Sein-Modus“ hingegen, so der Referent, entspannen wir in dem, was wir wirklich sind: „Unser Ziel ist es dann nicht mehr, Dinge zu lösen, sondern Dinge zu verstehen, ein offener und entspannter Modus, der ganz auf die Gegenwart gerichtet ist. Begegnet uns etwas unerwartetes Schönes, hört das Denken für eine Sekunde auf und der Geist ist ganz in der Gegenwart.“ Auch in der Liebe sind wir ganz im „Seins-Modus“. Nur der still gewordene Geist kann etwas verstehen, denn es spricht nicht der Kopf mit seinen vorgefassten Vorstellungen. Konzerte, wo unsere Aufmerksamkeit ganz beim Zuhören ist und wir nichts anderes tun können, empfinden wir deshalb als schön.
Auch negative Gefühle, etwa die Trauer über einen Verstorbenen, sind für den buddhistischen Mönch wichtig, „denn Gefühle haben eine Geschichte.“ Und er riet in Maria Laach, negative Empfindungen mit anderen zu teilen: „Wir bleiben leer, wenn wir alleine leiden. Wenn unser Herz offen ist mit anderen, können wir alles besser ertragen.“ Gibt es niemanden, mit dem wir diese Empfindungen teilen können, sollten wir diese einfach aufschreiben.
Auch gebe es Konflikte, negative Menschen, denen wir uns nicht entziehen können. In solchen Situationen, empfahl Haemin Sunim, sei es gut, seine Einstellung zu ändern, um nicht so viel zu leiden: „Menschen, die es uns schwer machen, geben oft den Impuls zum Wachstum.“
Am Ort der Benediktiner setzte sich der buddhistische Mönch gegen Ende seines Vortrags auch positiv mit dem Christentum auseinander: „Wer sich im Sinne der christlichen Tradition Gott unterwirft, erfährt die Gegenwart Gottes. Selbstsüchtige Wünsche unterwirft man Gottes Willen. Wo bleibt das Denken? Was dann geschieht, ist Hingabe, dass der Geist sich in Frieden auflöst und still wird. In dieser Stille spüren wir die Gegenwart Gottes. Gott ist in mir drin und er ist außen. Das Schweigen ist das Allwissende und die Stille ist nicht einfach tot. Die Stille ist Wissen, voller Liebe und Lebendigkeit. Im ‚Sein-Modus‘ können wir die Gegenwart Gottes empfinden.“