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Demut ohne Resignation

Demut ohne Resignation

Der frühere Bremer Bürgermeister Henning Scherf plädiert beim Laacher Forum für eine andere Perspektive des Sterbens. Zudem kritisiert er die kommerzielle Sterbehilfe.

Um ein Thema, das viele gerne verdrängen, ging es beim Laacher Forum, zu dem die Buch- und Kunsthandlung Maria Laach bereits zum zweiten Mal Henning Scherf und Annelie Keil eingeladen hatte: Tod und Sterben.

Scherf als ehemaliger Bürgermeister und Präsident des Senates der Freien Hansestadt Bremen nahm sich Zeit, um wirklich jeden persönlich mit Handschlag zu begrüßen, bevor das unterschiedliche Referentenpaar begann. Er strotzt vor Gesundheit, sie hatte vor 40 Jahren einen Herzinfarkt, und vor zehn Jahren wurde bei Annelie Keil die Diagnose Krebs festgestellt. „Frau Keil nimmt Menschen mit, die ich nicht erreiche“, sagt Henning Scherf über seine Co-Referentin, und nannte als gemeinsame Motivation: „Wir beide wollen die Mutlosigkeit und die Sinnlosigkeit, die viele in unserem Kulturkreis mit dem Sterben verbinden, aufbrechen und sagen: Es gibt ein Leben im Sterben und es gibt ein Sterben im Leben.“

Das Leben sei ein ständiges Abschiednehmen, das mit der Entbindung beginne. „Wir müssen uns nach neun Monaten von der ersten Heimat verabschieden. Kindergarten, Schule, der Auszug aus dem Elternhaus, das Ende der Erwerbstätigkeit“, führte Professorin Keil aus. Scherf erklärte, er konzentriere sich in solchen Fällen auf das, was noch verblieben ist, denn dies „ist noch so reich und spannend, dass es sich lohnt, damit zu leben.“ Er plädierte dafür, im Prozess des Sterbens die Perspektive zu wechseln: „Es geht nicht mehr darum, sich auf immer wieder Neues einzustellen und weiterzumachen.

Nun geht es darum, etwas zu beenden, Bilanz zu ziehen, sich auf das zu konzentrieren, was war und auf das, was noch ist.“ Die Kunst zu sterben verlange Demut, die nicht Resignation bedeute. „Geduld und Demut gehören zusammen. Demut ist eine tief geistige, spirituelle Haltung. Denn in der Demut kommt noch die Dankbarkeit dazu“, sagte Keil.

Vehement sprach sich Scherf auch gegen kommerzielle Sterbehilfe aus, die ihm in Erinnerung an die NS-Zeit zutiefst suspekt sei. Einerseits zollte er dem selbstgewählten Suizid als persönliche Entscheidung eines Individuums Respekt, gab aber andererseits zu bedenken, dass es Menschen gebe, die niemandem zur Last fallen wollten: „Und doch empfinde ich diesen Satz als das eigentlich große Drama, das im Hintergrund der Sterbedebatte spielt, die derzeit unsere Gesellschaft erfasst hat: Die apokalyptischen Erzählungen über die Überalterung unserer Gesellschaft macht all denen, die alt werden ein schlechtes Gewissen.“ Pflege sei teuer, die Gesellschaft aber wohlhabend und die Menschen blieben zunehmend länger gesund.

Er forderte eine bessere Palliativversorgung. Und von seinem Bruder, einem Psychoanalytiker, habe er gelernt, „dass Suizidwillige sich sehr dem Leben wieder zuwenden, wenn sie rechtzeitig Hilfe bekommen.“ Depression sei eine Krankheit, die man bekämpfen könne.

„Wenn ein alter Mensch spürt, dass er wertgeschätzt wird, ist das der beste Schutz vor Altersdepression“, erklärte Scherf und, dass alle an einer lebenswerten Gesellschaft, auch für alte und sterbende Menschen, arbeiten sollten.

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